Mit Herz und Seele dabei: RLP-Mannschaft belegt den fünften Platz

Vom 2. bis 6. Oktober fand im schönen Tübingen die deutsche Landesmeisterschaft der Jugend statt.

Die rheinland-pfälzische Delegation reiste mit einem Vorjahresplatz 6 im Gepäck in etwas ungeschickt aufgeteilten Autos, sowie der dieses Mal problemfreien deutschen Bahn an. Die beiden Betreuer, der emsige und zielgerichtete GM Sergey Galdunts, sowie der rückengeplagte FM Torsten Lang stellten das Team sehr gut ein.

Während die meisten Landesvertretungen mit 9 oder gar 10 Spielern (ich erspare mir hier das Gegendere) antrat, waren wir mit lediglich 8 Leuten vor Ort.
Vorteil: Alle spielen durch!
Nachteil: Alle müssen durchspielen!

Wir spielten mit folgender Aufstellung (Brett, Name, Altersklasse, Verein, DWZ):

  1. Paul Hinrichs (U20, Sfr. Heidesheim, 2305)

  2. Nikita Weber (U16, VO Mainz, 2095)

  3. Karoline Gröschel (U20w, SK Landau, 2002)

  4. Fabian Mader (U18, Turm Lahnstein, 1988)

  5. Riyanna Müller (U16w, SC Landskrone, 1952)

  6. Oscar Vranckx (U14, Sfr. Mainz, 1927)

  7. Peter Steinbrenner (U12, SG Kaiserslautern, 1869)

  8. Eva Krannich (U12w, Sfr. Heidesheim, 1323)

… und waren damit an Position 8 (von 14 Teams) gesetzt. 

Blöder Setzlistenplatz, denn so geht’s in der Startrunde gleich gegen das topgesetzte Team aus Nordrhein-Westfalen – dem Titelverteidiger.

Runde 1: Nordrhein-Westfalen - Rheinland-Pfalz

Zwar konnten wir drei Partien gewinnen (Paul, Oscar und Peter), aber mehr war gegen den Turnierfavoriten nicht drin, so dass wir mit 3:5 unterlagen. Schwamm drüber, der nächste wird’s büßen, sagten wir uns!
Und „der nächste“ war Thüringen.

Runde 2: Rheinland-Pfalz – Thüringen

Aber diese Geschichte ist schnell erzählt: Mit 7,5:0,5 überfuhren wir die völlig überforderte Auswahl Thüringens und waren mit diesem Kantersieg wieder im Turnier zurück. So ging der erste Spieltag mit einer Niederlage und einem Sieg zuende und die Mannschaft fiel nach der Nachbereitung der Partien, sowie der Vorbereitung auf den morgigen Gegner erstaunlich früh in die Betten.

Runde 3: Saarland (and friends) – Rheinland-Pfalz

Die RLP-Teams sind gegen das Saarland immer besonders motiviert (warum eigentlich?) und so kam es, dass man sich auf seine Stärken besinnen und erneut einen Kantersieg herausspielen konnte. Am Ende war ein unorganisiertes saarländisches Team mit dem 7:1 noch gut bedient.

… und plötzlich lagen wir auf Rang 3! Aber der nächste Gegner hatte es in sich:

Runde 4: Schleswig-Holstein – Rheinland-Pfalz

Nach zwei schnellen Niederlagen von Oscar (der bis dahin alle drei Spiele gewinnen konnte) und Eva lagen wir 0:2 hinten. Aufgeben? Never! 

Wir begannen, den starken Gegner (Setzlistenplatz 3!) zu beschäftigen, wir wehrten uns, überspielten an einigen Brettern das stärker eingeschätzte norddeutsche Team und glichen durch Siege von Nikita und Peter aus. Dann schlug die große Stunde von Riyanna!

Beim (effektiven) Stand von 3,5:3,5 brachte Riyanna ein Turmopfer, das ihre ca. 100 DWZ-stärkere Gegnerin nicht widerlegen konnte. In der Diagrammstellung spielte sie Lh3-g2! (anstatt mit TxLe5 noch Material mitzunehmen), was nach f3xe4 mit Df5-f3+ beantwortet wurde. Nach dem folgenden Ke2-d2 geschah Df3-f2+; Kd2-c3, Df2xe3+; Kc3-b2 und Lg2xe4! 
Zwar fand die Gegnerin den einzigen Verteidigungszug Da4-d1, brach aber nach De3-f2+ mit Kb2-c1?? zusammen und gab nach Tg8xg1 und ein paar weiteren belanglosen Zeitnotzügen auf.

Und so kam das überraschende Endergebnis 4,5:3,5-Sieg für Rheinland-Pfalz zustande.

Am Spitzentisch gab NRW beim 4:4 gegen Hessen den ersten Punkt ab. Die Tabelle sah Rheinland-Pfalz mit 6:2 Punkten auf Rang 2.

Runde 5: Bayern – Rheinland-Pfalz

Nun bekamen wir es mit einem weiteren Mitfavoriten zu tun. Bayern brachte mit einem DWZ-Schnitt von 2087 mehr als 150 Punkte mehr auf die Waage als wir (1933). Und trotzdem spielten wir auf Sieg, weil, gute Vorbereitung!

Erstaunlich war der 4,5:3,5-Sieg gegen die bis dato punktgleichen Bayern nicht. Eher, dass wir sogar zwei einfache Figureneinsteller (was aus zwei besseren Stellungen zwei verlorene machte) verkraften konnten. Der Favorit hätte sich auch über eine deutlichere Niederlage nicht beschweren können.

Die Euphorie war längst entfacht!

Runde 6: Rheinland-Pfalz – Hessen

Mit den starken Hessen bekamen wir es in der Vorschlussrunde zu tun. Und diese Runde sollte richtungsweisend sein. Zumal schnell klar war, dass der Spitzenreiter NRW überraschend gegen Niedersachsen verlieren würde.

Nach einem wilden Hauen und Stechen stand es 2,5:2,5 bei drei (einigermaßen) ausgeglichenen Stellungen. Alles erwartete ein Team-Unentschieden, aber die Partie von Riyanna kippte beim Stand von 3,5:3,5 immer mehr in die falsche Richtung. Die Gegnerin spielte sehr stark und gewann das Endspiel schließlich, so dass wir mit 3,5:4,5 unterlagen und auf Rang 3 zurück fielen. Und nicht nur das!

Wir machten uns um alles Mögliche zu viele Gedanken und verloren den Fokus. Wir waren traurig und enttäuscht, wütend und sauer. Wie konnten wir dieses match nur verlieren?

Wir quälten uns durch die Vorbereitung (noch was ja ein Treppchenplatz drin!) und fielen mit leeren Köpfen ins Bett.

Runde 7: Niedersachsen – Rheinland-Pfalz

Die 6. Runde hing noch in den Köpfen, als wir uns an die Bretter setzten. Schnell lagen wir mit 0:2 hinten, dann mit 1:5. Nach Riyannas Ehrenpunkt mussten wir schließlich eine 2,5:5,5-Niederlage quittieren. Schwacher Abschluss eines ansonsten starken Turniers!

Am Ende landeten wir auf Tabellenrang 5 mit 8:6 Mannschaftspunkten.

Dieser Tabellenplatz ist in Ordnung, wenn man an Position 8 gesetzt ist. Aber nachdem die Sterne so nah waren und wir durch zwei bittere, wie verdiente Niederlagen am Turnierende so brutal auf dem Boden aufschlugen, ist ein Platz 5 nicht das, was wir wollten.

Hessen gewann schließlich die Meisterschaft vor Niedersachsen und NRW.

Egal, wir schütteln uns und kommen im nächsten Jahr gestärkt zurück! Jedenfalls haben wir uns das vorgenommen!

Unser Team

Es spielten:

Paul Hinrichs (4,5 Punkte aus 7 Spielen) war unser Mannschaftsführer, der auf und neben dem Brett geachtet wurde. Er hatte am Spitzenbrett viel zu tun, spielte solide bis gut und wurde erst in der Schlussrunde bezwungen. DWZ-Gewinn +14

Nikita Weber (3 / 7) spielte ebenfalls solide, trübte aber durch zwei unnötige Niederlagen in den Runden 5 und 6 das positive Gesamtbild. DWZ-Gewinn +6

Karoline Gröschel (2,5 / 7) hatte es am dritten Brett extrem schwer und war fast ausschließlich mit (nominell) stärkeren Gegnern konfrontiert. Kämpfte wie eine Löwin, ging aber am Ende mit 0/3 aus dem Turnier raus. Dennoch DWZ-Gewinn +5

Fabian Mader (4 / 7) hatte viel vor und konnte vieles auch umsetzen. Kam nicht gut ins Turnier, biss sich dann aber rein und wurde zu einem wichtigen Punktelieferant für die Mannschaft. DWZ-Gewinn +36

Riyanna Müller (4,5 / 7) spielte äußerst flexibel. Beherrschte ruhige Stellungen, wie auch dynamische. Spielte die Partie des Turniers (siehe oben), konnte aber leider das Endspiel gegen Hessen nicht halten. Dennoch starkes Turnier von ihr! DWZ-Gewinn +46

Oscar Vranckx (5 / 7) nahm sich die „Drohung“ bei zu schnellem Spiel Schwimmübungen im Neckar zu machen, zu Herzen und legte mit 3/3 einen fulminanten Start hin. Spielte ein tolles Turnier, hatte nach den Partien immer eine Stunde mehr Zeit auf der Uhr und verdarb sich dadurch ein noch besseres Ergebnis. DWZ-Gewinn +34

Peter Steinbrenner (5,5 / 7) sollte im Turnier unser großer Trumpf sein. Der 10jährige spielte zu Beginn alle Gegner mit Leichtigkeit (jedenfalls sah es so aus!) an die Wand und gewann die ersten 5 Spiele. Dann ging ihm ein wenig die Energie aus. An ihm wird Rheinland-Pfalz noch sehr viel Freude haben! DWZ-Gewinn +47

Eva Krannich (3,5 / 7) konnte ihre Nervosität manchmal nicht rechtzeitig ablegen. War sehr fleißig und bemüht und konnte durch gute Vorbereitung auch manch stärkere Gegnerin ärgern. Schade, dass ihr schöner Sieg gegen Hessen nicht zu einem Mannschaftspunkt reichte. DWZ-Gewinn +33